不定代名詞に込められた意味 : インゲボルク・バッハマンの詩「謎 Enigma」について(<特集>境界)
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概要
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Dieser Aufsatz behandelt Ingeborg Bachmanns Gedicht Enigma, das 1968 im Kursbuch 15 mit drei anderen Gedichten veroffentlicht wurde, und dabei insbesondere das Indefinitpronomen "nichts". Um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, werden in der Untersuchung folgende Schritte vollzogen: Zunachst wird erwahnt, womit sich die Dichterin damals sowohl im personlichen als such im gesellschaftlichen Sinne konfrontiert sah. Dies ist aber nur eine der Voraussetzungen zum Verstandnis des Gedichts. Es schliesst sich eine Diskussion uber die Zitate an, denen die Bachmann-Forschung lange Aufmerksamkeit schenkte. Im Kursbuch gibt es eine Anmerkung, die Bachmann zugeschrieben wurde. Ihr zufolge zitiert der 1. Vers die "Altenberglieder von Alban Berg" und der 7. Vers entstammt dem "Kinderchor der 2. Symphonie von Gustav Mahler". Am Ende des Aufsatzes wird das Indefinitpronomen "nichts" aus der Sicht des Schaffensprozesses untersucht. Hierbei sind die faksimilierten Manuskripte in Letzte, unveroffentlichte Gedichte, Entwurfe und Fassungen. Edition und Kommentar von Hans Holler (1998) zu berucksichtigen. Das Indefinitpronomen "nichts" lasst sich zunachst unter biographischem und historischem Blickwinkel lesen: Hinsichtlich Bachmanns Trennung von Max Frisch kann theses Wort Ausdruck der Verzweiflung oder des Verlusts sein und im historischen Zusammenhang mit dem Prager Fruhling bekommt es eine nihilistische, politische Bedeutung durch den Satz: "Fruhling wird nicht mehr werden". Diese zwei Gesichtspunkte konnen nicht nur den Hintergrund des Gedichts beschreiben, sondern auch dazu dienen, die Analyse theses Aufsatzes zu relativieren. Die beiden angeblichen Zitate sind problematisch: Zwar findet sich im 4. der Altenberglieder ein ahnlicher Vers wie der 1. Vers von Enigma, aber kein vollig gleicher. Zudem ist der Text des Verses so allgemein, dass man ihn ohne Bachmanns Kommentar wohl kaum fur ein Zitat halten wurde. Dies legt die Vermutung nahe, dass Bachmann intendierte, die Besonderheit von Enigma gegenuber den Altenbergliedern zu unterstreichen. Deswegen wird zuerst das 4. Lied mit Enigma philologisch verglichen, wie es in der Forschung schon oft geschah. Bachmann erwahnte nicht, auf welches der Altenberglieder sich Enigma beziehen soli. Es ist also notwendig, alle Lieder durchzuschauen. Dabei bemerkt man, dass the ersten zwei Satze des 5. der Altenberglieder in Kontrast zum 1. Vers von Enigma stehen konnten. Dass der 7. Vers von Enigma ein Zitat aus dem "Kinderchor der 2. Symphonie von Gustav Mahler" sei, wurde in der Forschung lange als ein Irrtum angesehen. Denn der Text "Du sollst ja nicht weinen" wird nicht vom Kinderchor, sondern vom Frauenchor gesungen und befindet sich nicht in der 2., sondern in der 3. Symphonie. In den letzten Jahren wird dieser "Irrtum" aber haufig fur einen absichtlichen Fehler gehalten. Der Aufsatz vertieft diesen Aspekt und beweist, dass sich die auf den Text bezogene "Musik" durch den unbestimmten Artikel "eine" in eine Musik verwandelt, die keine genaue Zuschreibung wie 2. oder 3. Symphonie zulasst und nur im Werk selbst existieren kann. Das Ende theses Aufsatzes beschaftigt sich intensiv mit 3 Bldttern aus dem Nachlass, und zwar Bl. Nr. 449 (K. 1167), Bl. Nr. 463a (K. 1169) und Bl. Nr. 425 (K. 1170). Anhand dieser Fassungen kann man den Schaffensprozess genau beobachten. Die Analyse folgt der Entstehungsreihe des Nachlasses, die von Hans Holler in Letzte, unveroffentlichte Gedichte. Entwurfe und Fassungen vorgeschlagen wurde. In der Textentwicklung steht immer das Indefinitivpronomen "nichts" im Vordergrund. Dieses Indefinitivpronomen hat paradoxerweise the Funktion, Worter zu produzieren. Bachmann schrieb namlich unter Bezug auf dieses Wort weiter und prazisierte, was fehlt oder was es nicht gibt. Trotzdem horte sie auf Bl. Nr. 425 (K. 1170) plotzlich auf, weitere Worter hinzuzufugen, sondern strich sie weg. Dies scheint eine entgegengesetzte Bewegung zu sein, ist es aber nicht wirklich. Denn durch theses Verfahren integrierte Bachmann die anderen Worter ins Wort "nichts". Dass sie das Wort "nichts" auf Bl. Nr. 425 (K. 1170) gleichzeitig mit der Streichung der Worter hinzufugte, bestatigt these These. Interessanterweise gilt diese Integration der Worter ins Indefinitpronomen auch fur das andere Indefinitpronomen "niemand". Auf Bl. Nr. 463a (K. 1169) und Bl. Nr. 425 (K. 1170) taucht das "Kind" auf, das abgetrieben wurde, daher nicht existiert und mit dem "niemand" im Gedicht identifiziert werden kann. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass "nichts" in Enigma aus zahlreichen Wortern besteht. Es bedeutet also weder "nichts" im wortlichen Sinne, noch verzichtet es darauf, etwas sprachlich auszudrucken, noch verneint es die Worter. Was durch es gemeint und gezeigt wird, ist der Versuch der Erweiterung der sprachlichen Moglichkeiten.
- 2013-03-25