キリストの表象と詩の断片化 : ヘルダーリンの後期讃歌『パトモス』の改稿について(<特集>境界)
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概要
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Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich mit einer der spaten freirhythmischen Hymnen Friedrich Holderlins, mit dem Werk "Patmos", das er 1803 dem Landgrafen von Homburg gewidmet und auch danach mehrmals uberarbeitet hat. Vor allem wird hier erortert, wie der Dichter bei den Uberarbeitungen dieser Hymne den ihm wichtigsten Gegenstand, Christus, den er auch in anderen Hymnen entworfen hat, dargestellt hat. Obwohl die uberarbeiteten Fassungen bruchstuckhaft und fragmentarisch geblieben sind, lassen die Anderungen einzelner Worter eine feine, aber grundliche Umgestaltung der Figur Christi erkennen. Mit immer neuen Ansatzen der Fortdichtung werden die Satze anakoluthischer, die Wortfugung reibungsvoller und die Worter heben sich isoliert auseinander: mit der neuen dichterischen Konzeption, Christus als tragisches Bild zu malen, verliert die Sprache die ordentliche syntaktische Verbindung und gleichzeitig wird eine neue Perspektive aufgetan, um den tragischen Charakter des Halbgottes ohne Hilfe des traditionellen pietistischen Christusbildes zu schildern. Dieser Aufsatz macht auch klar, dass diese mehrmaligen Umschreibungen Praxis poetologischer Reflexion Holderlins darstellen. "Kunst" spielt eine relevante Rolle in Holderlins Werken als ein Moment, das ein tragisches Ereignis auflost. In der zweiten Strophe von "Patmos" wird der Dichter von einem Genius nach Patmos entfuhrt, und dort denkt er an die Passion Christi. Dabei wird das Adverb umgeschrieben, das die Wirkung des Genius beschreibt: das Wort "schneller" in der ersten Fassung wurde zuerst in "unermesslicher", und schliesslich in "kunstlicher" abgeandert. Damit bekommt das Gedicht eine tragische Neigung. In den uberarbeiteten Fassungen taucht ein neues Motiv des Todes in verschieden Beispielen wie dem Bethlehemitischen Kindermord und der Enthauptung Johannes des Taufers auf. Nach Holderlin verursacht these tragischen Ereignisse kein anderer als Gott. Diesem Gott widersteht Christus, indem er auf der Erde bleibt. Im "Bleiben" wird namlich ein Verhalten gegen das Gottliche ausgedruckt und gleichzeitig bedeutet dieses Verhalten eine Schaffung der Verbindung mit Gott und fuhrt ihn zu dem hochsten tragischen Vorgang, namlich seinem eigenen Tod. Holderlin zielt mit der Veranderung des Christusbildes auf ein tragisches Gedicht. Charakteristischerweise hangt in "Patmos" die Lange der Satze von den Themen ab. Wenn es sich urn geschichtliche Themen handelt, sind die Satze lang und die Syntax kompliziert. Diese nicht leicht absehbaren Satze selbst verkorpern die Komplexitat der Geschichte, die Holderlin fur die Struktur der Tragodie hielt. Holderlin entwickelt selbstreferentiell in den Uberarbeitungen zunehmend seine Poetologie. Diese metapoetischen Satze bilden in ihrer Kurze und Schlichtheit zu den Satzen, die die Geschichte behandeln, einen deutlichen Kontrast. Der lakonischste Satz lautet: "Alles ist gut". In diesem hochst bejahenden Satz, in dem das ganze Gedicht kulminiert, besteht die Erkenntnis des Dichters, der die Tragik konstruiert. Er beschreibt zugleich das geistige, ausserst tragische Verbalten Christi, mit dem er sich in den Tod begibt. Diese alles bejahende Erkenntnis ist der Kern der Tragodie, und der geschichtliche Verlauf bekommt mit seinem Tod einen Riss. Holderlin versuchte in den spateren Fassungen ein tragisches Gedicht mit Christo als Held zu schreiben. Die Anakoluthe, die in den tragischen Stellen besonders auffallen, beweisen, dass Christus nur mit Ubertreten der Syntax besungen werden kann. Bei den Uberarbeitungen hat Holderlin zwischen die Zeilen immer wieder neue Worter eingeschoben. An dieser Schreibweise erkennt man, dass Holderlin nicht vom alles ubersehenden, sondern vom mikroskopischen Gesichtspunkt gearbeitet hat. Infolgedessen wird das Gedicht fragmentarischer. Vor allem fallen die Worter, die in der letzten Fassung intensiv und partiell aufgeschichtet warden, aus dem Zusammenhang mit den anderen Wortern heraus und verlieren ihre Bedeutung. Die hier entwickelte Poetologie zerstort das Gedicht selbst. Es musste unvollendet bleiben. In der letzten Strophe der letzen Uberarbeitung ist die Rede von den Jungern nach dem Tod Christi. Flier ist die vertiefte tragische Fassung Holderlins erkennbar. Dass der Text mit "Manner schaffend, ... prachtigen Schicksaals" endet, ist umso andeutungsvoller, da Holderlin das tragische Ereignis sowohl als geschichtlichen Wendepunkt, als auch als Zeit des Werdens betrachtet hat. Holderlin zeigt uns den Schnitt der Geschichte. Gegeben ist uns der Anfang eines neuen Zeitalters.
- 2013-03-25