有限性と無限性との間の浮遊 : ヘルダー,フィヒテ,ヘルダーリンにおける力と境界をめぐる思考についての考察(<特集>境界)
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概要
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In der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts verschob der Modernisierungsprozess den kulturell privilegierten Blick von der Vertikalen in die Horizontale. Diese Blickverschiebung bewirkte die Aufwertung der korperlich gebundenen sinnlichen Wahrnehmung, die ebenfalls eine Aufwertung des Begriffs "Kraft" hervorbrachte. Der Begriff der "Kraft" wurde somit zum Schlusselwort fur die Erklarung des menschlichen Verhaltens und Handelns in den Bereichen von Naturforschung, Philosophie und Literatur. Herder erklart die Entstehung des ganzen Universums aus der Wechselwirkung der Krafte von "Anziehung und Zuruckstossung". In seinem Aufsatz Liebe und Selbstheit weist Herder darauf hin, dass "der Schopfer" durch die Zuruckstossungskraft "fur den festen Bestand einzelner Wesen" und durch die Anziehungskraft "fur die Vereinigung [...] mehrerer Geschopfe" sorgte. Herders Ansicht nach zerstort die starke ekstatische Liebe das Bewusstsein des Liebenden. Die starke ekstatische Liebe muss somit zur milderen Freundschaft werden, um die freie Individualitat der Liebenden zu erhalten und den Genuss der Liebe ertraglich und dauerhaft zu machen. Die Freundschaft als mildere Liebe ist der Zustand, wo sich die Anziehungskraft und die Zuruckstossungskraft im Gleichgewicht befinden. Im 5. Paragraph seiner Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre bedenkt Fichte neu seine Lehre des absoluten Ich unter den Begriffen des "Strebens" und der "Kraft". Ihm zufolge hat das Ich die entgegengesetzte Intentionalitat der Tatigkeiten: Die reflexiv auf das Subjekt zuruckgehende Kraft und die aus dem Subjekt ins Unendliche hinausgehende Kraft. Fichtes Auffassung nach ist es die "schaffende Einbildungskraft", die Dualitat zwischen der zentripetalen und der zentrifugalen Kraft des Ich zu vermitteln. Die Einbildungskraft ist fur Fichte "ein Vermogen, das zwischen Bestimmung und Nicht-Bestimmung, zwischen Endlichem und Unendlichem in der Mitte schwebt". Das Schweben der Einbildungskraft ist nichts anderes als der "Widerstreit des anschauenden Subjekts", das den Menschen in der Einheit seiner passiven Empfanglichkeit und seiner radikalen Freiheit erhalt. Herders und Fichtes Kraftlehren ubten einen grossen Einfluss auf Holderlin. In der metrischen Fassung von Hyperion singt Holderlin, dass der Mensch zwei antagonistische Triebe besitzt, namlich den Trieb, "[u]nendlich fortzuschreiten, uns zu lautern, / Uns zu veredlen, zu befreien" zum einen und den Trieb, "beschrankt zu werden, zu empfangen" zum anderen. Dieser ist der Trieb der geduldigen Aufnahme des Anderen und jener ist der Trieb der sehnsuchtigen und grenzenlosen Selbstbehauptung. Die Vereinigung zwischen den beiden Grundtrieben wird als "Liebe" bezeichnet. In seinem Roman Hyperion weist Holderlin darauf hin, dass Kunst und Religion aus der Wechselwirkung zwischen dem Trieb und dessen Hemmung entstehen. Ihm zufolge bringt der Widerstand gegen den Trieb den "Geist" hervor. Er stellt die Entstehung des Geistes mit dem asthetischen Bild dar, dass eine fluchtige und zartliche Gischt emporschaumt, wenn die Woge am Fels gebrochen wird. Mit dieser Darstellung hangt das Bild der Geburt der griechischen Gottin Aphrodite aus dem Schaumen des Meeres eng zusammen. Und Holderlin verband auch Platons Eros-Lehre mit dem Mythos von der Entstehung der Aphrodite. Die Entstehung der Aphrodite weist eine Parallele zur Ehe der Gottin der "Armut" Penia mit dem Gott des "Uberflusses" Poros auf. Eros als Kind von Poros und Penia schwebt somit immer zwischen Mangel und Uberfluss, Leere und Fulle, Endlichkeit und Unendlichkeit. Holderlins Auffassung nach soll aber das Schweben zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit nicht blind und ziellos sein. Denn das Schweben kann nicht immer im harmonischen Zustand, sondern auch im gefahrlichen Zustand sein. Es liegt im "freien Willen", uber den gefahrlichen oder harmonischen Zustand der beiden Triebe zu entscheiden. Der "freie Wille" ist eine selbstandige dritte Tendenz, frei schwebend, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den beiden entgegengesetzten Tendenzen hervorzubringen. Fur Holderlin ist die "Liebe", die die antagonistischen Triebe vereint, nicht der blinde Affekt, sondem der "freie Wille" Die Instanz des menschlichen Willens fehlt in Herders Kraftkonzeption. Deswegen scheint eine irrationalistische Tendenz in seiner Lehre enthalten zu sein. Holderlins Begriff der "Liebe" als "freier Wille" ist sowohl vom Rationalismus als auch vom Irrationalismus befreit. Die "Liebe" als "freier Wille" ist mit Fichtes Begriff der "schaffenden Einbildungskraft" verwandt. Im Vergleich zur "schaffenden Einbildungskraft" bezieht sich aber die "Liebe" als "freier Wille" enger auf die Bildung des Menschen. Fur Holderlin liegt das Ziel der Bildung gerade im standigen Vereinigungsakt als "Liebe".
- 2013-03-25