シラーにおける身体の問題(<特集>身体文化)
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概要
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Der Mensch als ein Doppelwesen von Geist und Korper war ein Zentralthema Schillers, von seinen fruhen Dissertationen bis zu den asthetischen Schriften seiner spateren Zeit. Der Geist ist fur ihn das hauptsachliche Wesen, aber in Hinsicht auf den Korper hat er zwei widerspruchliche Ansichten. Einerseits ist der Korper fur ihn ein negatives Wesen, das vom Geist beherrscht oder besiegt werden solle. Andererseits findet er in der Harmonie von Geist und Korper das menschliche Ideal. Die vorliegende Arbeit stelt einen Versuch dar, diesen Widerspruch in Schillers Gedanken uber den Korper aufzuklaren. In seinen medizinischen bzw. anthropologischen Dissertationen >>Philosophie der Physiologie<< und >>Versuch uber den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen<< weist Schiller dem Geist als der "Bestimmung des Menschen" zur "Gottgleichheit" die Aufgabe zu, in der Welt den volkommenen Schopfungsplan Gottes zu erkennen. Aber der immaterielle Geist konne die materielle Welt nicht empfinden, deshalb brauche er den Korper als sein Organ. Die Zusammenarbeit von Geist und Korper im Menschen sei von Gott vorherbestimmt, damit der Geist nach der gottlichen Volkommenheit streben konne. Hier hat der Korper in der Volkommenheit des gottlichen Plans seine Existenzberechtigung, und in diesem Sinne ist er fur den Geist von positivem Wert. Hinter dieser Auffassung uber den Zusammenhang von Geist und Korper steht ein optimistisches Weltbild, nach dem die Welt nach dem volkommenen Plan Gottes geschaffen worden und daher volkommen sei. In den "Philosophischen Briefen" stellt Schiller die Krise des metaphysischen Denkens am Beispiel eines schwarmerischen jungen Mannes dar, dessen optimistisches Weltbild an den Einwanden des Skeptizismus zerbricht. Damit wolte Schiller seine eigene bisherige Weltanschauung kritisch uberprufen. Danach beschaftigte er sich intensiv mit Kant und fand in dessen Wort "Bestimme dich aus dir selbst!" die Idee der Autonomie des Menschen. In Anlehnung an Kantsche Philosopheme entwickelt er nun seine neue asthetische Theorie des Schonen und des Erhabenen, wobei er sich an der Idee der Autonomie orientiert. Geist und Korper werden als autonome Wesen betrachtet. Der Geist folge nur seinem eigenen Vernunftgesetz, der Korper nur dem Naturgesetz. Die Diskrepanz zwischen Geist und Korper wird dadurch noch deutlicher. Schiller findet in der freien Ubereinstimmung von Vernunftgesetz und Naturegesetz das Ideal der Schonheit. Im Aufsatz "Uber Anmut und Wurde" wendet er seine Idee der Schonheit auf den menschlichen Korper an. Er unterscheidet dabei die Anmut als die "bewegliche Schonheit", die "von dem Subjekte selbst hervorgebracht" werde, von der "fixen Schonheit", die "von der blossen Natur, nach dem Gesetz der Notwendigkeit" gebildet sei. Die Anmut ist fur ihn der Ausdruck der "schonen Seele", in der "Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonier[t]en". Aber diese Harmonie ist fur Schiller ein Ideal, das man "bei aller Anstrengung nie ganz erreichen" konne. Angesichts der Diskrepanz zwischen Geist und Korper solle der Geist den Korper unterwerfen. Schiller stellt also das Ideal der "Wurde" aut, die Ausdruck einer "erhabenen Gesinnung" sei. "Beherreschung der Triebe durch die moralische (damals: "geistige"!) Kraft" ist nach ihm die "Geistesfreiheit", und "Wurde heiss[e] ihr Ausdruck in der Erscheinung". Er sucht in der Vereinigung von Anmut und Wurde das Ideal der vollkommenen menschlichen Schonheit. In den "Briefen uber die asthetische Erziehung des Menschen" versucht Schiller mit Hilfe der Konzeptionen "Schonheit" und "Kunst", den "Spieltrieb", der den "sinnlichen Trieb" mit dem vernunftigen "Formtrieb" in Einklang bringe, zu aktivieren. Dadurch werde der Mensch zu einem harmonischen, namlich dem "asthetischen Zustand" erzogen. Aber auch diese Harmonie ist fur Schiller bloss eine Idee, die "von der Wirklichkeit nie ganz erreicht werden" konne. Er entwirft im Aufsatz "Uber das Erhabene" die Erziehung des Menschen durch das Erhabene, durch das dem Menschen die Geistesfreiheit im Zwiespalt zwischen Sinnlichkeit und Vernunft zum Bewusstsein Komme. Das Erhabene musse "zu dem Schonen hinzukommen, um die asthetische Erziehung zu einem vollstandigen Ganzen zu machen". Im Aufsatz "Uber naive und sentimentalische Dichtung" unterscheidet Schiller zwei Typen des Dichters. Der "naive" Dichter hat die harmonische Natur in sich, wie man sie bisher nur in der antiken Welt finde. Fur den "sentimentalischen" ("modernen") Dichter sei eine so harmonische Natur verloren gegangen. Er suche sie nicht in der Wirklichkeit, sondern nur in der Idee. Schiller war ein typisch "sentimentalischer" Dichter. Er hatte die Sehnsucht nach jener verlorenen harmonischen Natur, in der die schone Ubereinstimmung von Geist und Korper im Menschen verwirklicht ware, hielt sie aber in der wirklichen Welt fur unmoglich. Wie Emil Staiger in seinem Buch >>Friedrich Schiller<< schreibt, war fur Schiller die irdische Welt eine "Fremde". In dieser "Fremde des Lebens" suchte er die Freiheit in seinem heimatlichen "Geisterreich".
- 2012-03-25