演技術と心理学 : J. J. エンゲル『演技のための理念』(1785-86)について(<特集>身体文化)
スポンサーリンク
概要
- 論文の詳細を見る
Johann Jakob Engels Ideen zu einer Mimik hatte seinerzeit grossen Erfolg in ganz Europa. Vor allem uber die psychologische Seite dieses umfangreichen Werkes urteilten viele Leser positiv. In der Mimik klassifiziert Engel systematisch das Innere des Menschen und erkundet im Blick auf die Schauspielkunst die Moglichkeiten seines korperlichen Ausdrucks. Interessanterweise rekurriert Engel bei diesem Versuch nicht allein auf die klassische Theorie, sondern geht auch auf zeitgenossische psychologische Arbeiten ein. In dieser Interdisziplinaritat besteht die Originalitat des Werkes. In der Selbstanzeige fur die Mimik schreibt Engel, er habe sich zum Ziel gesetzt, nicht die "Schonheit" der Mimik, sondern deren "Wahreit" zu erforschen. Die Gebarde bestimmt er einerseits "als eine sichtare Veranderung an sich selbst", andererseits "als Mittel zur Bezeichnung der innern Operation der Seele". Erstere Bestimmung nimmt auf die Schonheit, letztere auf die Wahrheit Bezug, wobei es Engel in seinem Werk aber vor allem um die Wahrheit der Mimik geht. Es uberrascht daher nicht, dass in der Abhandlung der als Psychologe bekannte Johann Georg Sulzer erwahnt wird. Seinen Einfluss auf Engel kann man vor allem an der Methode der Beobachtung erkennen. Sulzer hatte Christian Wolffs Psychologie kristisiert und ihr eine empirisch ausgerichtete Erfahrungsseelenkunde entgegengesetzt. Von dem Wert, den Sulzer der Beobachtung beimisst, zeugt auch der Artikel uber "Schauspieler/Schauspielkunst" in seiner Allgemeinen Theorie der schonen Kunste, die Engel ausfuhrlich rezensierte und beim Verfassen seiner Abhandlung zur Hand hatte. Auch die Erwahnung von Johann Nicolaus Tetens' Philosophischen Versuchen uber die menschliche Nature und ihre Entwickelung verdient Beachtung. Denn Tetens war nicht nur Engels Lehrer, sondern wurde mit diesem Hauptwerk auch als einer der Begrunder der Erfahrungsseelenkunde bekannt. Engel suchte bei diesen beiden Wissenschaftlern Ruckendeckung fur seine Influxus-animae-Theorie der Schauspielkunst. Gerade zu dieser Zeit rufuhr die Psychologie eine Physiologisierung. Dieser Tendenz hate Johann August Unzer Vorschub geleistet, indem er in seinen Arbeiten nach einer physiologischen Beziehung zwischen Geist und Korper suchte. Zwar lehnte Engel eine "reine" Phisiologie, wie sie etwa Albrecht von Haller vertreten hat, entschieden ab, einen Influxionisten wie Unzer beurteilte er jedoch positiv und nahm dessen Theorie in seine Mimik auf. Engel fordert vom Schauspieler, er solle mit der Wahrheit seines Spiels die Zuchauer illudieren, und die Illusionen sollen bei diesen durch das "Ansteckende" erzeugt werden. In der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts war "Ansteckung" eigentlich ein Begriff, der auf eine Luftinfektion, ein damals weder medizinisch noch psychologisch zu erklarendes Phanomen, hindeutete. Doch Engel spricht daruber hinaus ahnlich wie in anderen zeitgenossischen Theaterkritiken von einer "Ansteckung" durch den Gesichtssinn. Infolge dieser Ansteckung ahmt der Zuschauter die Gebarden des Schauspielers nach, wodurch in ihm ahnliche Gefuhle wachgerufen werden. Engel greift zur Erklarung der ratselhaften Wirkung des Schauspielers auf sein Publikum auf das Influxus-corporis-Modell zuruck. Dabei untermauert er nicht nur seine Theorie mit Belegen aus der Psychologie, sondern fordert zugleich auch von den Schauspielern Kenntnisse in diesem Fach, damit sie reflectierend zu spielen imstande seien. Ein solches psychologisch fundiertes Speil entsprach seinem Idealbild des Schauspielers. In der Mimik kiristiert Engel den Typus des "einfuhlenden" Schauspielers, da dieser auf der Buhne keine Wahrheit zur Anschauung bringen konne. Im Gegensatz dazu schartzt er z. B. einen so reflexiv agierenden Schauspieler wie Conrad Ekhof, denn Engels Ansicht nach sollten Schauspieler um der Wahrheit willen Abstand zu ihren Rollen halten. Die Mimik ist ein ambitioser interdisziplinarer. Versuch geblieben. Gegen Ende der Schrift ausserte Engel zwar die Hoffnung auf eine Weiterentwicklung seiner Theorie, aber sein Werk geriet langsam in Vergessenheit. Es sollte noch lange dauern, bis Karl Buhler und Ludwig Klages, die Mitbegrunder der Ausdruckspsycologie, seine Mimik als Grundlage fur ihre Wissenschaft neu entdeckten.
- 2012-03-25