非個人的なものに襲われるトポスとしての<部屋> : ムージルの『寄宿生テルレスの惑乱』から短篇集『合一』への展開について
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概要
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Musils schopferische Tatigkeit muss von Anfang an vom mathematischen Denken geleitet worden sein. An die Zeit der Niederschrift des Romans Die Verwirrungen des Zoglings Torless zuruckdenkend, schreibt er, dass er damals immer "das Prinzip der geraden Linie als der kurzesten Verbindung zwischen 2 Punkten" im Kopf gehabt habe. Diese "Punkte" scheinen zwei Zeitpunkten im Roman zu entsprechen: dem Zeitpunkt, als Torless gleich nach dem Eintritt ins Konvikt ein heftiges Heimweh befallt, und dem, als er, von seiner Mutter begleitet, beim Verlassen des Konvikts "[…] den leise parfumierten Geruch, der aus der Taille seiner Mutter aufstieg," spurt. Wenn man diese zwei Zeitpunkte fur "wirkliche Zahlen" halt, findet man dazwischen auch "imaginare Zahlen" und "irrationale Zahlen", wie sie, in Gleichungen verborgen, zwischen "wirklichen Zahlen" liegen. Dieses Konzept strukturiert nicht nur das Romangeschehen, sondern auch die eigentumlichen Ereignisse, die Torless meist in einem Zimmer bzw. einem Versteck begegnen, ja ihn dort uberfallen. Seine Vorstellungen von Zimmer oder Versteck gehen auf ein Kindheitserlebnis von Torless zuruck: Er hatte sich im Wald verirrt, fand sich plotzlich allein und fuhlte sich von den Baumen ringsum angesehen, als ob er "[…] so verlassen von den Grossen, den leblosen Geschopfen preisgegeben" worden ware. Seitdem sieht er-wie eine fixe Idee-immer wieder die gleiche Abfolge von Bildern, wenn es dunkel wird: "Die Welt erschien ihm danach wie ein leeres, finsteres Haus, und in seiner Brust war ein Schauer, als sollte er nun von Zimmer zu Zimmer suchen,-dunkle Zimmer, von denen man nicht wusste, was ihre Ecken bargen, -tastend uber die Schwellen schreiten, die keines Menschen Fuss ausser dem seinen mehr betreten sollte, bis-in einem Zimmer sich die Turen plotzlich vor und hinter ihm schlossen und er der Herrin selbst der schwarzen Scharen gegenuberstunde, und in diesem Augenblicke wurden auch die Schlosser aller anderen Turen zufallen, durch die er gekommen, und nur weit vor den Mauern wurden die Schatten der Dunkelheit wie schwarze Eunuchen auf Wache stehen und die Nahe der Menschen fernhalten." Beachtenswert ist, dass die hier geschilderte idee fixe vom "finsteren Haus" einen entscheidenden Einfluss auf die Konstruktion des Romans ausubt: Sowohl der Weg zum Zimmer der Prostituierten Bozena als auch der zum roten geheimen Zimmer unter dem Dach des Internats sind dem Weg zum letzten Zimmer des "finsteren Hauses" sehr ahnlich. Torless trifft in diesen Zimmern Bozena und Basini, die beide gerade an der Stelle der "Herrin selbst der schwarzen Scharen" stehen. Die Ereignisse im Roman konnen deshalb als Auswuchse seiner Phantasie angesehen werden. Gaston Bachelard schreibt, die Bilder ("images") des Hauses seien "[…] in uns ebenso, wie wir in ihnen sind" (Poetik des Raums). Das gilt auch fur den Topos Zimmer beim fruhen Musil. Die "dunklen Zimmer" im "finsteren Haus" stellt sich Torless nicht nur vor, sondern es sind auch Wirklichkeiten, wie er sie selbst erlebt. In dem Roman erscheinen Eigenheiten von Zimmern bzw. Verstecken, die denen "imaginarer" oder "irrationaler" Zahlen entsprechen. In diesen Raumen ist namlich nicht sicher, ob Torless ein Subjekt mit unterschiedlichen Gedanken und Gefuhlen ist, aus denen seine Erlebnisse hervorgehen, weil sie sich zu verselbststandigen scheinen, wenn er in den Raumen vom Unendlichen oder etwas Unpersonlichem uberfallen wird, dem gegenuber er sich nur passiv verhalten kann. Um sein Subjekt zu behaupten, will er wissen, in welchem Verhaltnis solch mystische Erlebnisse in diesen Zimmern zu seiner alltaglichen Wirklichkeit stehen. Diese Frage beschaftigt nicht nur Torless, sondern auch seinen Autor. Musils nachstes Werk, Das verzauberte Haus, fuhrt die im Roman Torless gestellte Frage und die dort angewandte Methode weiter. Die Heldin der Novelle, Viktoria, spielt die Rolle jener "Herrin" des dunklen Zimmers. Ihre Verwandtschaft mit dem Dunkel ist so unverkennbar, dass sie nach dem Eindruck eines Fremden "[…] wie lautlos vor ihm aus dem Dunkel auftauchte, und es sich hinter ihr ganz sonderbar ohne Bewegung wieder zusammenschloss". Sie wirkt unpersonlich und wunscht, dass der Mann, der zu ihr kommt, ewig bei ihr bleibt. Die Struktur der Novelle gleicht der des Romans: Zwischen dem Zeitpunkt, als der zur Einquartierung zugelassene Leutnant Demeter die den Heiratsantrag ablehnende Stimme Viktorias im Nebenzimmer hort, und dem, als er mit ihr geschlechtlich verkehrt, weil er sie in seinem Bett eines seiner Hemden mit den Zahnen halten sah, werden Viktorias Vorstellungen wie Gleichungen mit "imaginaren Zahlen" geschildert. Ihr Glaube, dass sie sich den sie liebenden Mann erst zu Eigen machen konne, wenn er sterbe, charakterisiert das Dunkel des Hauses; als sie glaubt, dass er fur sie Selbstmord begangen habe, versucht sie, in seine Seele einzudringen und sich selbst von dorther zu sehen. Den phantastischen Versuch macht sie in den Zimmern des "finsteren Hauses", wenn auch ihre Phantasmen schliesslich keinen Platz in der Wirklichkeit finden. Die Anfangsszene der Novelle Die Vollendung der Liebe, die zusammen mit der Novelle Die Versuchung der stillen Veronika, der endgultigen Fassung der Novelle Das verzauberte Haus, unter dem Titel Vereinigungen 1911 veroffentlicht wurde, spielt in einem Zimmer mit geschlossenen Jalousien, in dem die Liebe der Eheleute unter vier Augen vollendet zu sein scheint. Aber auch dorthin schleicht sich ein Dritter ein, eine Person in einem Buch, das die beiden gelesen haben. Am nachsten Morgen reist Claudine allein ab, um das vertraute Zimmer zu verlassen und sich in einem eingeschneiten Dorf einem Unbekannten hinzugeben. Sie hat aber keineswegs die Absicht, ihrem Mann untreu zu sein, sondern will im Gegenteil auf diese Weise ihre uber Raum und Zeit erhabene Liebe zu ihm bestatigen: Wenn man aus Liebe Untreue begehen konne, dann konnte man auch durch Untreue seine ewige Liebe behaupten. Mit diesem Gedanken schlaft sie in ihrem Hotelzimmer ein, "[…] ruhig bei offener Tur, wie ein Baum auf der Wiese". Die Entdeckung des "imaginaren" Zimmers im Torless, wo das Ich vom Unendlichen oder etwas Unpersonlichem uberfallen wird, fuhrt in Die Vollendung der Liebe zum Verlassen des Zimmers. Wie in Die Versuchung der stillen Veronika geht es hier nicht so sehr um den Topos Zimmer als um bewusst in den Vordergrund gestellte Konstellationen.
- 2011-03-25
著者
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