"Hexe"が「魔女」と出会うとき : 近代日本における翻訳をめぐる一考察
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概要
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Bei der Ubersetzung des deutschen Worts "Hexe", des englischen "witch" und des franzosischen "sorciere" greift man heutzutage automatisch auf das Wort "majo (魔女)" zuruck, das sich aus den zwei chinesischen Zeichen "damonisch (魔)" und "Frau (女)" zusammensetzt. Umfragen unter japanischen Studenten/-innen uber das Bedeutungsfeld des japanischen Begriffs "majo" haben gezeigt, dass die meisten Japaner/-innen heute wissen, dass die Vorstellung von "majo" aus dem Okzident kommt und historisch in einer komplizierten, eher negativ konnotierten Tradition steht, die auch Hexenjagden, Hexenprozesse und Ahnliches einschliesst. Aber kaum jemand wundert sich daruber, warum das Wort im Japanischen "majo" ubersetzt und mit den oben genannten Zeichen geschrieben wird. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, wie der japanische Begriff "majo (魔女)" entstanden ist. Dabei sollen die Grenzuberschreitungen bzw. die Vermischungen sowohl der kontinentalasiatischen und altjapanischen Kultur im Mittelalter als auch der westlichen und japanischen Kultur in der neueren Zeit erwogen werden. Das Wort "majo (魔女)" findet man erst nach der Meiji-Restauration (1868) in der japanischen Literatur; genauer gesagt, wird das Zeichen "魔女" in der Lesung "majo" zum ersten Mal als Ubersetzung fur die deutsche "Hexe" in "Hansel und Gretel" (1902) von Oto MORI, dem alteren Sohn von Ogai MORI, verwendet. Das Wort "魔女" erscheint jedoch schon 1891 in der Ubersetzung von Grimms Marchen bei Tamotsu SHIBUE, heisst dort aber "matsukai-no-onna", die damonische Kraft bzw. Zauber beherrschende Frau. Im ersten "Deutsch-Japanischen Worterbuch" (1887) von KAZAMATSURI findet sich unter dem Stichwort "Hexe" "die etwas Damonisches bzw. den Zauber beherrschende Frau". Erst in dem gleichartigen Worterbuch von GYOTOKU (1890) tritt endlich "majo (魔女)" auf mit den zwei chinesischen Zeichen "damonisch" und "Frau", aber es bleibt unklar, ob es "majo" gelesen wurde. Es ist zu vermuten, dass diese Lesung oder selbst diese Kombination damals noch fremd gewesen sind. Ein Grund dafur ist, dass in anderen zeitgenossischen Ubersetzungen dieser Hexenbegriff im Japanischen mit "onibaba (鬼婆)" also "teuflische, ungeheuerliche Frau" wiedergegeben wird, eine Vorstellung, die sich ursprunglich auf eine Gestalt nach ihrem Tod bezieht, welche sich in der japanischen bzw. kontinental-asiatischen Tradition zu etwas Uberirdischem entwickelt hat. Die Schwierigkeit der Ubersetzung besteht darin, die Differenz zwischen der europaischen und der japanischen Vorstellung von Damonen zu erkennen. Von Beginn der Meiji-Restauration (1868) bis zur Veroffentlichung von Goethes "Faust" durch Ogai MORI (1913), in welchem mindestens zwei Szenen wie "Hexenkuche" und "Walpurgisnacht" die "Hexe" schildern, gab es nacheinander drei verschiedene Faust-Ubersetzungen ins japanische. In den "Faust"-Ubersetzungen durch Goro TAKAHASHI (1904) und durch Inazo NITOBE (1910) wird die "Hexe" mit dem Neologismus "yoba (妖婆)", also feenhafte, ungeheuere, alte Frau bezeichnet. Erst in der Ubersetzung durch Masaji MACHII (1912) tritt "majo (魔女)" zwar als Ubersetzung von "Hexe" auf, erscheint aber mit dem oben genannten neugebildeten Wort "yoba (妖婆)" gemischt in einem Text. Diese Mischung von "majo" und "yoba" verweist auf den sogenannten "Trial-and-Error-Prozess" der Ubersetzungspraxis im modernen Japan wie auch auf die Tendenz, dass die "Hexe" im "Faust" sowohl in der Ubersetzung "majo" wie "yoba" als Neologismus betrachtet werden kann, mit dem man einen westlichen Begriff zur Anschauung zu bringen versuchte. Dagegen tritt als Ubersetzung von "Hexe" in den Grimmschen Marchen nicht nur "majo", sondern auch das Wort "onibaba" abwechselnd auf, um dadurch die "Hexe" als einen vertrauten und traditionellen Gegenstand zu antizipieren. Der japanische Begiff fur "Damon", "ma (魔)" geht eigentlich zuruck auf das Sanskrit-Wort "mara (魔羅)", das einen Gegner oder Verfuhrer Buddhas bezeichnet. Die Schreibung "fuma (怖魔)", die "Furcht vor dem Damonischen", also "Monch", bedeutet, wurde auf einem alten Holztafelchen in Ruinen aus dem 7. Jahrhundert in Nara gefunden; sie scheint das alteste Zeugnis des Zeichens "ma (魔)" in Japan zu sein. Daruber hinaus ist erst durch die Einfuhrung des Buddhismus im 6. Jahrhundert das "ma (魔)"-Zeichen auch in Japan bekannt geworden. In der Heian-Zeit zeigen sich zwei Richtungen vom "ma (魔)": das Wort "ma (魔)" bleibt einerseits als Vorstellung oder Phanomen des Damonisch-Verderblichen im buddhistischen Kontext stets mit dem originalen, chinesischen Zeichen verbunden, andererseits wird es allmahlich zur inhaltlosen Silben- bzw. Tonschrift in den Literaturen. In einem Worterbuch fur die Lesart der chinesischen Zeichen "Ruijumyogisho (類聚名義抄)" (ca. 1100), werden vier Lesungen fur "ma (魔)" genannt, wie "ma", "oni", "kokome", "tamashi". Sie bedeuten "damonisch", "asiatischer Teufel", "hasslicher, weiblicher Teufel", "Seele". Da bemerkt man schon, dass die Vorstellung "ma (魔)" mit der asiatischen Teufelsgestalt "oni" in enger Beziehung steht. Die beiden sollen eigentlich Gestalten nach dem Tod bezeichnen. Als etwas Ungeheures, Unklares und Geheimnisvolles im Uberirdischen oder im Makrokosmos prasentieren sich die beiden allmahlich in menschlicher Gestalt. Wahrend "oni" selber aber als eine noch allgemeinere Gestalt betrachtet wurde, die bald Krankheit oder Ungluck bringt, mit oder ohne Opfergabe, bald als heilig-fremder Gast, "marebito (マレビト)", Gluck bringen soll, bleibt "ma (魔)" immer negativ, im religiosen Bereich. Die Schreibung "majo (魔女)", also die Zeichenkombination "damonisch" und "Frau", aber mit der Lesung "manyo", findet sich erst in der buddhistischen Sagendichtung "Shaseki-shu (沙石集)" (1283) in der Kamakura-Zeit. In diesem Text darf man zwar "Frau (女)" nicht in eigener Bedeutung verstehen, sondern nur vermittelt durch die Kombination mit "ma (魔)" im Sinne von "Leute in der untereren Schicht, die nach dem Tod auf den buddhistisch damonischen, hochst hollischen Weg gingen" im Vergleich mit "mao (魔王)", also der Zeichenkombination von "damonisch" und "Konig", was die wenigen Leute in der obereren Schicht bezeichnet, die nach dem Tod den gleichen Weg gingen. Der Zorn der Gotter im Alt-Shintoismus war also fruher eigentlich in der Lage, dem Menschen Ungluck, Strafe oder Rache zu bringen. Das bezieht sich naturlich nur auf die alt-shintoistische Ahnenvergotterung. Aber in der Vermischung des Buddhismus mit dem Alt-Shintoismus veranderte sich "ma (魔)" allmahlich zu einem rachenden Geist, d.h. einem gegen etwas Diesseitiges Groll hegenden Tod. Zum Beispiel in der "Hogen-Monogatari (保元物語)" vom Anfang des 13. Jahrhunderts verwandelt sich Kaiser SUTOKU (崇徳) (Regierungszeit 1123-41), der im Mittelalter haufig als der rachende Geist in Kriegsepen auftritt, aus Rachegefuhl gegenuber seinem Bruder grollend in "mao (魔王)" (damonischen Konig) bzw. rachenden Kaiser-Geist. Wie oben erwahnt, hat das Zeichen "ma (魔)" wahrend der Vermischung des Buddhismus mit der einheimisch-japanischen Kultur seine eigene Bedeutung erweitert, aber es sollte doch bis zum 19. Jahrhundert stets buddhistischdamonisch behandelt werden, dessen Zauberkraft bei Ausbildung bzw. Askese immer etwas Verderbliches in der Welt implizierte. Erst nach der Offnung Japans (1868), besonders aber auch infolge der Einflusse aus den Auslandsstudien einzelner Japaner konnte man auch den westlich-christlichen Damon als Fremdkultur in der eigenen Literatur wie Ubersetzung akzeptieren. Das Wort "Hexe" in der japanischen Schrift, namlich "majo (魔女)", muss zwar ein oberflachliches Vorbild in "manyo (魔女)" im 13. Jahrhundert haben, aber sie konnte doch erst unter den Handen von Oto MORI und seinem Vater Ogai MORI als ein nicht vom asiatischen Kontinent, sondern vom Westen gekommener, weiblicher Gast neubelebt werden.
- 2009-03-25