パンそして葡萄酒 : 後期ヘルダーリンの接続詞と歴史のリズム(<特集>近代における古代)
スポンサーリンク
概要
- 論文の詳細を見る
Bisher behandelte die Forschung, die sich mit den spaten Gedichten von Holderlin beschaftigt, oft die Fugung der Worter. Auch die Konjunktionen, die beim spaten Holderlin auffallend oft auftauchen, haben eine besondere Bedeutung. In der vorliegenden Arbeit werden die Probleme der Verbindung der Worter durch Konjunktionen anhand seiner theoretischen Schriften uber die Tragodien des Sophokles analysiert. Das Tragische ereignet sich nach Holderlin dadurch, dass, was eigentlich nicht verbunden werden kann, eins wird und sick dann wieder scheidet. Dies ermoglicht die tragische Form, in deren Zentrum der blinde Seher Tiresias steht. Seine Rede, die Holderlin "Casur" nennt, setzt in die tragische Handlung nicht nur einen Einschnitt, sondern verbindet die zerschnittene Handlung auch wieder. Die Casur herrscht dadurch im Rhythmus der Handlung. Die Helden der Tragodien werden vom tragischen Schicksal heimgesucht und "in die exzentrische Sphare der Todten" gerissen. Aber diese Begebenheit lasst sich keineswegs aus dem Kausalnexus erklaren. Gerade die Rede des Tiresias, die als Casur den Rhythmus des tragischen "Transport" abschneidet, macht die Gewalt aus, die sie als begreifbar darstellt. Holderlin versteht Tiresias als "Aufseher uber die Naturmacht", die das Tragische bewirkt. Er ist eine Figur, die nicht inmitten der tragischen Handlung steht wie die Helden, sondern die als AuBenseiter, der sich in einer anderen Sphare der Handlung befindet, die tragische Form tragt. Gerade deshalb, weil er AuBenseiter ist, kann seine Rede, "[die] rhythmische[n] Aufeinanderfolge der Vorstellungen" einstellen. Casur heiBt nach Holderlin "das reine Wort", das eher auf die Form der Tragodie als auf die Handlung Wirkung ausubt. Auch die Blindheit des Tiresias zeigt, dass er im Gegensatz zu Odipus jenseits der irdisch-logischen Verknupfung steht. Seine Rede durchschneidet den unendlich fortdauernden Zusammenhang der Sinne, indem sie die Tragodien mit der gottlich-naturlichen Gewalt verknupft. Die Funktion der Casur ist es insofern nicht bloB die Handlung abzuschneiden, sondern mehr noch, die erste und zweite Halfte der Handlung zu verbinden. Erst mit der Casur wird der Rhythmus der tragischen Form erhalten und sie macht diesen Rhythmus wahrnehmbar. Die Casur als Konjunktion bezieht sich namlich auf zwei Rhythmen-den der Handlung und der Geschichte. In diesem sachlichen Zusammenhang wird nun eine typische Konjunktion, ≫und≪, analysiert. Sie konstituiert den Titel der Elegie "Brot und Wein" definitiv. In dieser kleinen Partikel konvergiert die holderlinsche Geschicht-sanschauung. Dieses ≫und≪ bewirkt den Rhythmus der Geschichte zwischen der Antike und der Neuzeit. Anders gesagt verbindet der Rhythmus selbst these beiden. Die Kombination der Worte "Brot" und "Wein" assoziiert nichts anderes als Korper und Blut Christi. Trotzdem erscheinen in diesem Gedicht keine Verse, die unmittelbar auf das Sakrament hinweisen. Absichtlich hat Holderlin diesen Titel gewahlt, der die Erwartung der Leser praformiert. Umso mehr ist danach zu fragen, was dieses ≫und≪ bedeutet. Diese Frage ist von groBer Tragweite, denn sie enthalt sowohl die Holderlin hochst eigentumliche Problematik der Fugung der Worter, als auch die seiner Geschichts-bzw. Mythosanschauung. In der Elegie "Brot und Wein" ist die Geschichtsanschauung Holderlins am deutlichsten markiert und bier sind "Brot" und "Wein" als mythische Bilder dargestellt. Diese Bilder sind aber ganz entfernt von der authentisch-christlichen Lehre platziert. Holderlin fugt namlich zwischen "Brot" und "Wein" einige Verse ein, die auf den Mythos von Dionysos anspielen, indem er die Antike assoziierenden Worter wie "Tag", "Licht" usw. verwendet. Damit bindet er diese beiden Bilder zusammen. Sie haben noch andere wichtige Bedeutung. "Brot" symbolisiert die Antike, "Wein" das christliche Zeitalter. Die "Spur der entflohenen Gotter", die der "Weingott" uns, den "Gotterlosen" bringt, ist Wein, und zwar die Geistigkeit. Holderlin stellt das Zeitalter nach dem Tod Christi als die geistige Zeit dar. Wie sich diese Geschichtsanschauung in ihm vertieft hat, ist darin angezeigt, dass er in seinen spaten Werken dem Wort "Gott" das Wort "Geist" vorzieht. Die "Nacht"-Zeit ist keine Zeit des Brotes, sondern die des Weines. Die Konjunktion "und" im Titel der Elegie stellt nicht nur die beiden Worter "Brot" und "Wein" nebeneinander. Sie verbindet das Bild "Brot", das zur konkreten Zeit der Griechen gehort, mit dem Bild "Wein", das in den christlich-abstrakten Kontext gehort. Dieses ≫und≪ bedeutet also : "Brot" und dann kommt "Wein". Holderlin pragt in diesem Titel den Rhythmus der Geschichte mit dieser Konjunktion ≫und≪. Mit anderen Worten bringt diese Konjunktion, die weder auf ein Ding noch auf einen Begriff hinweist, den Rhythmus der Geschichte hervor, der auch weder ein Ding noch einen Begriff betrifft.
- 2007-10-15