植字工が愛用した「余計な」活字 : 16世紀末の印刷語における表記異種の使用をめぐって(<特集>社会語用論的ドイツ語史)
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概要
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Bei der Ausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache geht es nicht nur um die Vereinheitlichung verschiedener Schreibdialekte, sondern auch um deren strukturellen Ausbau. In der Graphematik findet dieser seinen Ausdruck in der Funktionalisierung graphemischer Varianten: Ein Teil der Zeichen, die in der Geschichte fur die Basisfunktion der Alphabetschrift, namlich die regelhafte Phonemschreibung und Einheitlichkeit des Zeichentyps, 'uberflussig' geworden waren, wurde mit neuen grammatischen Funktionen ausgestattet und im deutschen Schriftsystem durchgesetzt. Dazu zahlen u.a. <a>, die Grossbuchstaben und <ss>. In der Forschung besteht zwar ein deutlicher Konsens daruber, dass ihre (grammatikalische) Verwendung im Typographeum des 16. Jahrhunderts zunahm, die Ursachen dafur sind jedoch bis dato weitgehend ungeklart. Relevant erscheint in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass im 16. Jahrhundert die grammatikalische Wortbearbeitung durch die Setzer zum "Kompetenzausweis des guten Handwerkers" (Voeste 2008b, 217) wurde. So durfte die nutzenbezogene Handlungsmaxime "Rede so, dass Du beachtet wirst" (Keller 2003, 139) die Setzer auch zum grammatikalischen Gebrauch der uberflussigen Typen veranlasst haben. Bedenkt man aber die Tatsache, dass im Setzerhandwerk dieses Jahrhunderts eine Reduzierung des Zeichenrepertoires angestrebt wurde, um die Setzarbeit zu rationalisieren, so merkt man, dass die Okonomiemaxime entschieden gegen ihre Verwendung sprach. Wie war es den Setzern dann aber uberhaupt moglich, inmitten der Rationalisierungsbestrebung von den uberflussigen Lettern Gebrauch zu machen? Um diese Frage zu beantworten, scheint mir von Bedeutung zu sein, das genaue Vorgehen einzelner Setzer diesbezuglich naher zu betrachten. Daher sollen im Folgenden ein Augsburger (=AG) und ein Ingolstadter Nachdruck (=IG) der "Lob- und Dankpredigt wegen gluckseliger und ritterlicher Eroberung der Hauptfestung Raab" von Georg Scherer (1598) jeweils mit ihrer Wiener Vorlage (=WN) verglichen werden und es wird versucht, anhand der vorgenommenen Anderungen etwas uber die Absicht der Setzer zu erfahren. Bereits der Befund, dass alle oben genannten Lettern (<a^^e>/Versalien/<ss>) in IG haufiger (152/1670/167) und in AG seltener (83/1498/151) belegt sind als in WN (86/1535/154), suggeriert eine aktive Einstellung des Ingolstadter Setzers und eine passive Einstellung des Augsburger Setzers zur Benutzung der uberflussigen Sondertypen. In der Tat war der erstere bereit, durch den Gebrauch der Typen seine fundierten Grammatikkenntnisse offen zu legen. Dies lasst sich aus den Anderungen ersehen: Beispielsweise ersetzte er das <e> der Vorlage 59-mal in Wortern, die auf eine Grundform mit dem Nichtumlaut <a> zuruckgehen, durch <a^^e>. Es handelt sich hierbei unverkennbar um das Bestreben, durch die Sondertype Flexions- und Derivationsformen zu markieren. Ferner versah der Setzer 219 Substantive, die in der Vorlage klein geschrieben sind, mit grossem Anfangsbuchstaben. Die Verwendung von Versalien beruht bei ihm auf dem Wunsch nach grammatischer Wortartenunterscheidung, wie daran zu erkennen ist, dass er in 75 nichtsubstantivischen Wortern die pragmatisch motivierte Grossschreibung der Vorlage beseitigte. Auch fur die Homonymendifferenzierung setzte er die Sondertype ein. Der Setzer eliminierte namlich die konjunktionale <das>-Schreibung der Vorlage vollig (achtmal) zugunsten der <dass>-Schreibung. Der Augsburger Setzer hingegen zogerte mit dem Gebrauch dieser Typen. So ersetzte er z.B. 27 Grossbuchstaben der Vorlage in Substantiven durch Minuskeln. Es ist keine Anderung in die umgekehrte Richtung belegt. Zudem eliminierte er dreimal die morphematische <a^^e>-Schreibung der Vorlage und ubernahm deren konjunktionale <das>-Schreibung ohne Anderung. Ist seine passive Einstellung Ausdruck seiner stark okonomisch orientierten Arbeitsweise? Unterwarf sich der Ingolstadter Setzer hingegen freiwillig dem Arbeitsaufwand? Zur Klarung dieser Fragen wird im Folgenden der Gebrauch weiterer uberflussiger Typen in den Blick genommen. Wahrend der Wiener und Ingolstadter Setzer als Mittel zur Zeilenregulierung haufiger (ca. 30% aller Falle) zur Konsonantenverdoppelung griffen als zur Abkurzung (ca. 10%), benutzte der Augsburger Setzer die zeitintensiven Kurzel haufiger (36%) als die Extensionen (13%). Seine Arbeitsweise war also nicht allein okonomisch orientiert Vielmehr war der Setzer zur Verwendung der Sondertypen, die eine fundierte Kenntnis der alten Tradition voraussetzen, aktiv eingestellt. Dies sieht man auch daran, dass er die Type <u>, die Ende des 16. Jahrhunderts bereits entbehrlich geworden war, nach der traditionellen Verteilung dreimal so haufig (63) wie der Wiener (18) und der Ingolstadter Setzer (19) gebrauchte. Daruber hinaus setzte er die Dublette <2> gemass der alten Regeln der Skriptographie beinahe konsequent nach <r> und 'bauchigen' Buchstaben, wahrend der Ingolstadter Setzer die Regeln weitgehend nicht beachtete und von der Type nur halb so oft (172) wie der Augsburger (344) und seltener als der Wiener (212) Gebrauch machte. Das Ergebnis steht somit vollig im Gegensatz zu dem, was bei <a^^e>, den Versalien und <ss>konstatiert worden ist. Hinter der aktiven Einstellung zum Gebrauch von <a^^e>, der Versalien und <ss> versteckt sich eine passive Einstellung zur Verwendung der traditionellen Sondertypen wie Kurzel, <u> und <2> und umgekehrt. Beides hangt wohl zusammen: Die Zeit, die durch den Verzicht auf die alten Sondertypen frei wurde, konnte der Ingolstadter Setzer fur den Gebrauch der neuen Sondertypen einsetzen. Dieser Gebrauch hatte beim Augsburger, der auf seiner Arbeitsweise nach der Kenntnis der alten Tradition beharrte, zu einer Uberschreitung der Arbeitskapazitat gefuhrt: Die hier untersuchten 'uberflussigen' Zeichen betragen in IG 2243 und in AG 2291 Lettern-trotz der inhaltlichen Verschiedenheit ahneln sich die Zahlen. Bei diesem Text ist also hinsichtlich der Arbeitskapazitat ein Grenzwert um 2300 Sondertypen anzunehmen. Aus den obigen Beobachtungen sei der Schluss erlaubt, dass die grammatikalische Verwendung der Sondertypen den Verzicht auf die traditionellen Sondertypen voraussetzte. Und hieraus lasst sich folgende Hypothese ableiten: Die Verwendung der traditionellen (skriptographischen) Sondertypen bedeutete einst den Nachweis guten Handwerks. Infolge der Reduzierung des Zeichenrepertoires aufgrund der Rationalisierungsbestrebung wurde ein solcher Nachweis nicht mehr moglich. Der Handlungsgrundsatz "Rede so, dass Du beachtet wirst" (a.a.O.) blieb jedoch in seiner Gultigkeit bestehen. Um dieser Maxime nachzukommen, investierten die Setzer des 16. Jahrhunderts die frei gewordene Zeit neu und griffen wieder nach 'uberflussigen' Lettern-diesmall aber grammatischer Art.
- 2010-03-25
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