Alphartは二度死ぬ : "Buch von Bern"におけるある矛盾について
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概要
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Im "?Buch von Bern" wird zweimal davon berichtet aB Alphart, ein junger Held aus der Gefolgschaft Dietrichs von Bern, tapfer kampft und fallt : Er wird zunachst von. Pitrunc getotet (v. 9524'ff.) und dann aber als einer der von Reinher Erschlagenen erwahnt (v. 9700). Forschungsgeschichtlich geht es dabei allerdings nicht um zwei verschiedene Personen, obwohl der Mann in "Alpharts Tod" noch auf eine andere, dritte Art den Tod findet : Witege und Heime uberfallen ihn gleichzeitig und bringen ihn niedertrachtig um. Diese drei Beschreibungen von Alpharts Tod fuhren mit Recht zur Annahme, daB recht unterschiedliche Versionen nebeneinander existierten. Dazu ist es noch gut moglich, daB das epische Muster fur seine Handlung dem Mittelalter entstammt : Tapfere Heldentat-tragischer Tod-Dietrichs Klage um ihn. Dennoch bleibt zumindest die Frage bestehen, wie der Held in einem geschlossenen Werk zweimal hintereinander sterben kann. Unter welchen Bedingungen die zwei Versionen zusammengestellt werden konnten, dieses Problem gilt es also zu losen. Die altere Forschung wollte die Ursache solcher Unstimmigkeiten im allgemeinen etwa auf Kontamination zweier Quellen, Vergessen einer fruheren Angabe, Verlust des logischen Zusammenhangs beim Dichter selbst usw. zuruckfuhren. Das ist alles auch sicher geschehen. Heute argumentiert man bei einem solchen Phanomen aber meist nicht mehr mit den erwahnten Dichter-und Schreiberfehlern. Denn es ist inzwischen sehr fragwurdig, ob der Dichter/Schreiber und das Publikum des Mittelalters dies uberhaupt fur widerspruchlich hielten : Bei den recht verworrenen Angaben einer Heereskraft in der "Kudrun" (Str. 282-455) etwa stellt sich heraus, daB es diesen Leuten bis zu einem gewissen Grad gleichgultig war, ob in einer Erzahlung alles genau ineinander griff und damit das Detail in ein angemessenes Verhaltnis zum Ganzen kam. Unter solchen Bedingungen braucht man ein anderes Kriterium, um eine Losung zu finden. Bowra macht auf die Entstehungssituation der mundlichen Dichtung aufmerksam und erklart die Widerspruche in den heute vorliegenden Texten mit Hilfe der, theory of oral-formulaic composition'. Nach ihm konzentriert sich der Dichter so stark auf das Nachstliegende, daB er leicht vergiBt, was vorhergegangen ist, oder noch nicht ganz voraussieht, was spater kommen wird. Und was der Dichter selbst nicht bemerkt, wird wahrscheinlich auch vom Publikum nicht bemerkt. Der Widerspruch wird erst dann erkannt, wenn das Gedicht einmal aufgeschrieben worden ist und kritischen Leseraugen ausgesetzt wird. Bowra nimmt weiter an, daB aus einem popularen Stoff sich viele Varianten, die auf einem Handlungsmuster im oben erwahnten Sinn beruhen, entwickeln und daB man sie sogar eventuell wieder zu einem einzigen neuen Gedicht kombiniert. Dieser Ansicht nach gilt das Alphart-Bild im "Buch von Bern" als Ergebnis der Zusammenfugung zweier mundlichen Varianten. Dabei aber spielt das eigene Gewicht von Pitrunc und Reinher auch sicher eine gewisse Rolle, da die beiden Helden ihrerseits in der getroffenen Szene einen Existenzwert, d.h. ein eigenes Muster zu haben scheinen. Das Zustandekommen des Widerspruchs lieBe sich also durch die Komplexitat der verschiedenen Motivhaufungen erklaren. Bowras Argumentierung fehlt jedoch die Perspektive auf den VerschriftlichungsprozeB der mundlichen Dichtung. Aus einer oberflachlichen Lekture wird schon klar genug, daB das "Buch von Bern" stark auf die Schriftkultur orientiert ist, und verschiedene Merkmale lassen sich demgemaB auch als Textanderungen betrachten, die in der vorher- und nebenhergehenden mundlichen Tradition nie hatten vorkommen konnen. (Z.B. : "als uns daz buoch seit"…). Im Hinblick auf die Schriftlichkeit modifiziert Heinzle Bowras Ansichten und stellt eine uberzeugendere These auf. Er nimmt fur die Dietrichepik die 'Punktualitat der Darstellung' und die, strukturelle Offenheit' als Grundlage der Konstituierung und Umbildung der Texte an. Diese erlaubt etwa verschiedene Episoden in einer beliebigen Richtung zu haufen und zu schichten, um die Texthandlung weiter zu entwickeln, und verschafft auch Raum dafur. Dagegen ist jene dazu geneigt, die einzelne Episode genau und eigenstandig zu schildern. Die beiden Eigenschaften greifen ineinander und lassen somit immer wieder Unstimmigkeiten erscheinen. In Anlehnung an Heinzles Argumentierung kann man Alpharts zweimaligen Tod-wie bei der Mundlichkeitsthese-als Folge der schriftlichen Zusammensetzung mehrerer eigenstandigen Episoden betrachten-eine Kollision verschiedener Erzahlelemente. Was unterstutzt nun den Willen zu dieser Tatigkeit? Da gibt es sicher die Hochschatzung der stofflichen Vielfalt. Sie bewirkt Freiheit und Restriktion zugleich : Einerseits ruft sie im literarischen Kreis Sammeleifer und -wut hervor und motiviert damit die Entstehung eines groBen Werkes aus unterschiedlichen Stoffen. Andererseits gibt sie doch auch den Respekt vor der einzelnen Quelle ein, verbietet eventuell die Textveranderung und dient so der Uberlieferungstreue. Die ganze Entwicklung hangt also eng zusammen mit dem Publikum, dessen Geschmack gewissermaBen die Entscheidung beeinfluBt, welcher Stoff ins Werk genommen und/oder davon ausgeschlossen werden sollte. (Dabei darf man das Repertoire des Produzenten auch nicht aus den Augen lassen.) Der Vorgang ist auBerdem nicht einmalig. Die Erwartungen und das Interesse des Publikums losen sich namlich noch nicht mit der Entstehung eines geschlossenen Werkes auf. Die Funktion einzelner Stoffkreise ist auch mit ihrer Einfugung in die GroBepik noch nicht endgultig determiniert. Das Ganze schafft die Triebkraft fur weitere Neu- und Umbildungen der Texte. Man darf sich vorstellen, daB ein Widerspruch nicht nur in der mundlichen, sondern auch in der schriftlichen Uberlieferung bald vorkommt, bald verschwindet und bald bestehenbleibt. In dieser Gattung gibt es also kein 'Original' : Es gibt soviele Originate, wie es Fassungen gibt. Und diese Tendenz dauert bis in die Neuzeit an, wo die Verbreitung des Druckwesens und die Abnahme des Analphabetentums zusammenzuwirken und somit die mundliche und handschriftliche Kultur zu vertreiben beginnen. Der Vergleich mit einer altjapanischen Heldendichtung soll folgen.
- 小樽商科大学の論文
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